GROMS - Global Register of Migratory Species


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Zusammenfassung

Wandernde Tierarten überqueren Grenzen. Daher erfordert ihr wirksamer Schutz internationale Kooperation. Gefährdete wandernde Arten werden durch die "Bonner Konvention", einem internationalen Abkommen mit derzeit 74 Mitgliedsstaaten (1. Juni 2001) geschützt (Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten – abgekürzt CMS: Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals). Der Wissensstand über Tierwanderungen ist für viele Tiergruppen jedoch ungenügend, und die Daten sind weit verstreut. Das "Weltregister wandernder Tierarten" faßt den gegenwärtigen Kenntnisstand in einer relationalen Datenbank in Verbindung mit einem Geographischen Informationssystem (GIS) zusammen und dient der Unterstützung der Bonner Konvention.

Die Datenbank liefert bibliographisch dokumentierte Grundinformationen zu wandernden Arten, GIS Karten und ein Literaturverzeichnis. Die Grundeinheit des Datenmodells sind "Populationen", die entweder taxonomisch als Unterarten oder geographisch definiert sind. Diese Differenzierung ist notwendig aufgrund erheblicher Unterschiede im Wanderverhalten verschiedener Populationen einer Art. Es wurde eine Liste von 2880 wandernden Wirbeltierarten erstellt. Sie enthält wissenschaftliche Namen mit Autoren sowie umgangssprachliche Namen auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Zusätzlich wird der Gefährdungsgrad durch Angabe des Internationalen Rote-Liste-Status und der Schutzstatus gemäß der CMS und ihrer Unterabkommen bzw. CITES-Anhängen angegeben. Langstreckenwanderer sowie mögliche Wanderer ("data deficient") sind gekennzeichnet. Während Vogelwanderungen vergleichsweise gut untersucht sind, sind Säugetier-, Fisch- und Insektenwanderungen nur für ökonomisch wichtige Arten ausreichend bekannt. Beträchtliche Wissenslücken wurden für Fledermäuse, asiatische Antilopen, Kleinwale, Fischarten tropischer Flüsse sowie Insekten festgestellt.

Anhang I der Bonner Konvention führt gefährdete wandernde Arten auf und verpflichtet Mitgliedsstaaten, diese direkt sowie durch Erhalt ihres Habitats zu schützen. Die in Anhang II aufgelisteten Arten sind bedroht und sollten von den Mitgliedsstaaten durch spezielle Abkommen geschützt werden. Eine Analyse des Gefährdungsgrades gemäß der "Internationalen Rote Liste 2000" ermöglichte die Identifikation weiterer gefährdeter wandernder Arten, die noch nicht von der Bonner Konvention erfaßt werden. Daher wird eine entsprechende Erweiterung der CMS-Anhänge vorgeschlagen. Darüber hinaus ist eine gründliche Untersuchung der weitgehend unbekannten Fischwanderungen in tropischen Flußsystemen erforderlich, da dort ein erhebliches Gefährdungspotential durch geplante Staudämme besteht.

Für 545 Arten wurden Verbreitungskarten im Weltmaßstab sowie Punktdaten der Rastplätze eurasischer Entenvögel in ein Geographisches Informationssystem (GIS) eingespeist. Dieser Kartensatz erlaubt die Beantwortung der scheinbar einfachen Frage, welche Arten in einem umgrenzten Gebiet vorkommen. Für die nutzerfreundliche Darstellung von Karten und Sachdaten wurde eine JAVA-basierte grafische Benutzeroberfläche geschaffen, die GIS-Karten mit der Datenbank verbindet. Hierdurch wird die gebietsspezifische Suche nach Arten oder die Erzeugung von Artensteckbriefen ermöglicht. Eine Webversion des Auskunftsplatzes ist unter www.groms.de abrufbar.

Insgesamt 78 Verbreitungskarten (im wesentlichen für Anhang I Arten) werden in gedruckter Form mit einem Artensteckbrief präsentiert. Als Anwendungsbeispiel für eine GIS-Analyse wurden die digitalen Verbreitungskarten von Vögeln und Säugetieren mit den Grenzen politischer Einheiten (Provinzen, Bundesländer) verschnitten. Hierdurch erhält man für jede Art eine Liste der Verbreitungsstaaten, bzw. für jedes Land eine Artenliste, die in die Datenbank integriert wurden. Die Berechnung der Artenzahlen für einzelne Provinzen ergibt nicht die vielfach beobachtete Zunahme der Diversität in den Tropen, sondern vielmehr eine hohe Artenzahl in gemäßigten Breiten. Daher reicht die gegenwärtige Konzentration biodiversitätserhaltender Maßnahmen auf tropische Diversitätszentren ("hotspot areas") zur Erhaltung wandernder Tierarten nicht aus, vielmehr liegt ein Großteil der Verantwortung bei den Industrie- und Schwellenländern gemäßigter Breiten.

Weitere mögliche Anwendungen der GIS-Analyse erlauben die Diagnose potentieller Bedrohungen durch Landnutzungsänderungen und Entwicklung, Risiken durch Umweltkatastrophen, Habitatzerstörung sowie Auswirkungen von Klimaänderungen ("Global change"). Eine erste Analyse ergab folgende besonders wichtige Gefährdungsfaktoren:

  1. Erhalt hoher Populationszahlen, um das notwendige genetische Potential für die erforderlichen Anpassungen an veränderte Umweltbedingungen zu erhalten und das Risiko klimatisch bedingter Ausrottung ganzer Teilpopulationen zu verringern.
  2. Einschränkung von Jagd und Nutzung geschwächter Populationen sowie der Übernutzung mariner Fischbestände, die eine wichtige Nahrungsquelle für Seevögel und marine Säuger darstellen.
  3. Erhalt des gesamten Verbreitungsgebietes sowie potentieller Habitate, um den Arten eine flexible Anpassung ihrer Wanderwege zu ermöglichen.

Danksagung

Die Ergebnisse, die auf diesen lokalen Webseiten präsentiert werden, basieren auf dem Buch "Riede, K. (2001): Global Register of Migratory Species. Weltregister wandernder Tierarten. Münster (Landwirtschaftsverlag), 400 pp." + CD (see copyright), Bestellmöglichkeit: http://www.buchweltshop.de/bfn/