New information technologies for taxonomy: possibilities and problems
K. RIEDE, Biologie I (Zoologie), Albertstr. 21a, D-79104 Freiburg
Die enorme Aufgabe der Erfassung und Beschreibung biologischer Vielfalt wird nur durch den Einsatz elektronischer Dokumentation zu bewältigen sein. Neben computergestützten Suchroutinen wird auch die preisgünstige Publikation aufwendiger Farbabbildungen sowie bisher nur schwer darstellbarer Merkmale wie Bewegungssequenzen und Lautäußerungen möglich. Derartige Datensätze werden bereits auf CD-ROM angeboten (The World Biodiversity Database, ETI, Springer 1995; Zoological Record seit 1978). Allerdings wird die Haltbarkeit elektronischer Speichermedien oft überschätzt: es zeigt sich, daß selbst favorisierte Medien wie etwa CD-ROM für eine solide, langfristige taxonomische Dokumentation zu kurzlebig sind, da Normen und Lesegeräte aufgrund des rasanten Fortschritts bereits innerhalb eines Jahrzehnts veralten (Rothenberg J. 1995: Spektrum der Wissenschaft September, 66). Abfragen über mehrere CD- ROMs sind außerdem unpraktikabel. Diese Probleme werden durch die Möglichkeiten der Online-Verbindung mit großen Datenzentren gemildert. Seit der Einführung des WorldWideWeb (WWW) am CERN 1994 existiert nun auch eine anwenderfreundliche Benutzeroberfläche, die sowohl problemlosen Zugriff auf Datenbanken als auch die Übertragung von Bildern, Videosequenzen und Klangdateien erlaubt. Datensätze können dezentral auf räumlich voneinander entfernten Rechnern (sogenannte "server") liegen. Das Problem der Datensicherung wird somit an die Rechenzentren weitergegeben. Auch diese Datenbestände müssen natürlich gewartet werden, eine Unterbrechung dieser Kontinuität würde diese gefährden. Die elektronische Dokumentation ist daher äußerst anfällig und kann die gedruckte Veröffentlichung und Hinterlegung von Typenmaterial nicht ersetzen. Als zusätzliches Medium für die aktuelle taxonomische Arbeit ist sie jedoch von unschätzbarem Vorteil. Die Bereitstellung taxonomischer Informationen "online" könnte beispielsweise Institutionen in Tropenländern mit ihren meist schlecht ausgestatteten Bibliotheken den Zugriff auf oft nur schwer oder in der Praxis gar nicht zugängliche Informationen erleichtern und somit die taxonomische Arbeit in diesen besonders artenreichen Ländern überhaupt erst ermöglichen. Anzustreben wäre eine elektronische Volltextversion der Typenbeschreibung sowie ein Bild des Holotypus. Hierdurch könnten wertvolle Museumsbestände erschlossen und der risikobehaftete Leihverkehr reduziert werden. Außerdem wäre zu überlegen, die Anmeldung einer veröffentlichten Neubeschreibung in einer zentralen internationalen Datenbank zur Voraussetzung einer validen Artbeschreibung zu machen. Bereits jetzt gibt es im WWW etliche "Biodiversity server" unterschiedlicher Qualität. Das auf die Agenda 21 zurückgehende Biodiversity Information Network (BIN21) versucht durch Einführung von Knotenpunkten und Standards diese Aktivitäten zu koordinieren. Derartige Knotenpunkte existieren beispielsweise in Costa Rica (INBio), Brasilien (BDT) und Australien. Der australische Server bietet bereits die Verknüpfung der Datensätze mit Geographischen Informationssystemen (GIS). An der Universität Ulm wird das Datenbanksystem SYSTAX zur allgemeinen Benutzung angeboten. Schließlich wird eine Verbindung derartiger taxonomischer Datenbanken mit Umweltdatenbanken angestrebt, die durch nationale "Clearinghouse- Mechanismen" koordiniert werden sollen.
Dieser Beitrag liegt auch im Hypertext-Format mit Querverweisen auf die genannten Projekte im WWW unter: /data/zoology/riede/dzg.html
Vortrag gehalten bei der 89. Jahresversammlung der DZG 1996.
Dies ist eine Hypertext-Version meiner Kurzpublikation:
Riede, K. (1996): Neue Informationstechnologien in der der Taxonomie: Möglichkeiten und Probleme.
Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft 89.1, p. 21.
Weitere Informationen zum Thema siehe auch
hier
Letzte Aktualisierung: 2. Juni 1996
© Klaus Riede
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